Berlin, Berlin, mir schwirrt der Kopf!
Samstag morgen 9:00 – mein Bus hält an Kreuzbergs bester Ecke Adalbertstraße/Oranienstraße direkt vor der Roten Rose und direkt vor der Roten Rose steht eine 3m lange schwarze Transe. Ich blicke mit großen Augen und offenem Mund an ihr hoch, schlucke schüchtern und weiß: Berlin hat mich jetzt schon erobert!
Von da an wirbelten mir die Tage nur so um die Ohren, in denen ich mit allen Sinnen suchte zu erfassen, wie Berlin schmeckt, riecht, sich anhört und anfühlt. Und es fühlte sich erfrischend widerspenstig an, volltrunken der steten Veränderung, euphorisch und ängstlich zugleich.
Stadtbildrunderneuerung nur hin und wieder blitzen noch 'Ost-Originale' auf
Wie oft hörte ich den Satz „Und hier war vor ein paar Jahren noch überall tote Hose!“ flankiert von stolzen Handbewegungen, die dutzende kleine Läden und Kneipen, bunte Hausfassaden und gutgelaunte junge Menschen umfassten. Und mindestens genauso oft schwang in Erzählungen die Angst mit, die ahnen ließ, wie diese Viertel im Rausch der Veränderung auch nach und nach von den Reichen und Schicken vereinnahmt werden, gefolgt von Flagshipinvasionen und Immohaien, die Häuser mit grünen Hinterhöfen und Menschen, die gern miteinander zu leben scheinen abreissen und neue Paläste in den Kathegorien chic bis shice hochziehen, nach und nach die Mietpreise versauen und jene vertreiben, denen die Stadt ihren einzigartigen Flair verdankt.
Was bleiben wird ist Hochglanzlangeweile.
In diese Angst hacken die Grünen ein und winken mit Anarchonostalgien auf handkopierten Plakaten.
Ja, warum eigentlich nicht?